Kongressbericht von Univ.Doz.Dr. Heribert Pittner
Unter diesem Titel fand am 21. und 22. Februar 2015 (Samstag und Sonntag) im Pharmaziezentrum der Universität Wien ein gemeinsamer Kongress der ÖGPHYT und der ÖGwA (Österreichische Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege) statt, der mit rund 200 Teilnehmern sehr gut besucht war. Kongresspräsidenten waren die Präsidenten der beiden veranstaltenden Gesellschaften Doz. H. Pittner (ÖGPHYT) und Dr. W. Steflitsch (ÖGwA). Nach Glückwünschen an Prof. W. Kubelka und an den ersten Vortragenden, Prof. V. Fintelmann (Hamburg), die beide im Februar 2015 ihren 80. Geburtstag gefeiert haben (Offenbar hält die jahrzehntelange Beschäftigung mit der Phytotherapie jung!), setzte Prof. Fintelmann mit seinen grundsätzlichen Ausführungen zum Thema „Was ist Phytotherapie?“ einen ersten Höhepunkt des Kongresses: Studien und Erfahrungen, Wissenschaft und Intention müssen bei der Beurteilung von Phytopharmaka gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Unterscheidung zwischen „Aromatherapie“ und „Aromapflege“ wurde von den Aromapflegerinnen B. Buchmayr (Eggelsberg, OÖ) und C. Arbeithuber (Neuzeug, OÖ) vorgenommen: „Aromatherapie“ ist der Einsatz ätherischer Öle zur Behandlung durch Mediziner und damit ein Teil der Phytotherapie; „Aromapflege“ ist der Einsatz ätherischer Öle als Ergänzung der standardisierten Pflegemaßnahmen und als Wohlfühlpflege. Auf die Aromapflege im Spannungsfeld zwischen Pflegerecht und Gewerberecht ging Dr. Ch. Gepart (Wien) ein, der sowohl Rechtsanwalt ist als auch die Berufsberechtigung als Gesundheits- und Krankenpfleger besitzt: Unterliegt das Mischen von Aromaölen (Fertigprodukten) zu medizinischen und pflegerischen Zwecken dem Arzneimittelrecht, oder kann dies als „Anwendung des Produktes“ von Angehörigen der Pflegeberufe im Rahmen ihres Berufsbildes durchgeführt werden?
Der Samstag- Nachmittag war dem Thema „Infektionskrankheiten“ gewidmet: Doz. DDr. U. Kastner (Wien) gab einen umfassenden Überblick über den Einsatz von Phytopharmaka bei Infektionen der Atemwege, der Haut, des Urogenitaltraktes und des Magen/Darm- Traktes. Selbst die „Karottensuppe nach Moro“ hat heute noch ihre Berechtigung bei der Behandlung von Darmentzündungen. Die Aromatherapie bei Harnwegsinfektionen wurde von Dr. G. Dorfinger (Wien) dargestellt. Die Wirkweise von 1,8- Cineol war Gegenstand eines sehr pointierten Vortrages von Dr. E. Häringer (München), der es verstand, das Publikum auch am Ende eines langen Vortragstages noch wach zu halten: In der Naturheilkundlichen Praxis gehört 1,8- Cineol zum Standard- Repertoire bei der Behandlung von Asthma bronchiale und COPD.
Der Sonntag- Vormittag stand unter dem Titel „Psychische Erkrankungen“. Prof. S. Kasper (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) zeigte, dass pflanzliche Antidepressiva (Johanniskraut), Anxiolytika (Lavendelöl) und Antidementiva (Ginkgo biloba) auch bei Patienten über 60 Jahre wirksam und gut verträglich sind. Prof. Kasper wurde von 2 jungen Ärztinnen seiner Klinik begleitet: Dr. P. Baldinger präsentierte mittels PET (Positronen- Emissions- Tomografie) erstellte eindrucksvolle Bilder, wie Lavendelöl das Rezeptorbindungspotential von Serotonin (5HT1A)- Rezeptoren im menschlichen Gehirn reduziert. Dr. M. Spies unterstrich den Wert der Ginkgo biloba- Therapie bei Demenz, wobei offenbar höhere Tagesdosen von 240 mg wirksamer sind als niedrige Tagesdosen von 120 mg. Dr. W. Steflitsch (Wien) zeigte, dass Aromatherapie mit Lavendelöl, Orangenöl oder Sandelholzöl Angstzustände bei Stress und insbesondere bei Zahnarztphobie reduzieren kann, wie durch Kortisolmessung im Speichel einfach nachgewiesen werden kann. Außerdem hatte Dr. Steflitsch schon am Samstag die Vorträge von 2 Referenten übernommen, die krankheitshalber absagen mussten. Den Wert von Düften in der Erinnerungspflege von Demenzpatienten beschrieb die Pflegepädagogin B. Rest (Tulln, NÖ).
Das Kongressprogramm wurde durch 3 Workshops („Der perfekte Einstieg in die Medizinische Aromatherapie“ für Ärztinnen und Ärzte, „Aromapflege und Aromapraxis“ für Pflegepersonen, „Destillation für den Heimgebrauch“), 2 Posterbeiträge und eine Ausstellung mit 12 Ausstellern ergänzt. Ein besonderer Dank gilt dem Veranstaltungsmanagement der Universität Wien sowie Frau Dr. A. Obmann (ÖGPHYT) und Frau I. Kleindienst John (ÖGwA) für die ausgezeichnete Vorbereitung und Organisation des Kongresses.