Dr. Wolfgang Steflitsch, für die ÖGwA, 20.01.2021
09.01.2021: Duftöle: Wann es zu viel des Guten ist (help@orf.at)
Jeder Duft ist tatsächlich nicht für jeden gut verträglich. Es kommt dabei vor allem auf Qualität, Konzentration, Expositionsdauer und Duftvorlieben an. Naturreine ätherische Öle haben gegenüber künstlichen Aromen den großen Vorteil einer Vielfalt von effizienten Inhaltsstoffen in einzigartiger Ausgewogenheit.
Schwangere Frauen, stillende Mütter und Kleinkinder vertragen in entsprechend niedriger Konzentration sanfte ätherische Öle sehr gut. Die Allergieraten von natürlichen Duftstoffen sind im Vergleich zu vielen anderen Substanzen unseres täglichen Lebens sehr niedrig. Die Phototoxizität von manchen ätherischen Ölen bei Auftragen auf der Haut, wie Zitrusölen oder Angelikawurzel, ist bekannt und deshalb kann man sich davor leicht schützen.
Die „Warnhinweise“ sind leicht zu beachten, ebenfalls die kindersichere Verwahrung.
Herzlichen dank an die Redakteurin Karin Fischer für ihren gut recherchierten Beitrag.
Aromaöle: Der vernebelte Verstand, Sarah Lau (annabelle 18/20, S.: 52ff)
Vorweg: Ätherische Öle können keine Lösung für alle Probleme sein, aber bei vielen eine wertvolle Unterstützung. Ätherische Öle sollen auf keinen Fall in Dauerberieselung eingesetzt werden, wie manche Multi Level Marketing Firmen Gewinn orientiert und mit dem Argument „lebensverändernde Heilsbringer“ propagieren. Aromatherapie sollte nichts mit religiöser Überhöhung des Lifestyles zu tun haben, sondern sich auf jene Indikationen und Aktivitäten konzentrieren, die „in der Natur der Duftstoffe“ liegen. Dazu zählen auch die im Beitrag genannten Frauenleiden. Dadurch, dass ätherischen Öle Vielkomponenten-Gemische sind, können Aromaexpert*innen mit einem oder mehreren ätherischen Ölen ganzheitlich behandeln. Das bedeutet, Körper, Geist und Seele einbeziehen. Unkritisch und experten-frei Kinder ätherischen Ölen auszusetzen und dafür noch hemmungslos Werbung zu machen, ist für mich verantwortungslos. Der Streaming-Dienst Netflix trug zur Aufklärung von Missständen im komplementärmedizinischen Bereich mit seiner Mini-Serie „(Un)Well“ maßgeblich bei und veranlasste Do Terra Chef Kirk Jowers zu einer Klarstellung hinsichtlich Heilsversprechen, die in der Regel aber vorsichtshalber nur mündlich gemacht werden. Um rechtliche Limitierungen zu umgehen, sind weder do-Terra- noch Young-Living-Produkte in Läden erhältlich. Käufer müssen für gewöhnlich Mitglieder und Vorteilskunden werden. Zudem gibt es in der Schweiz behördliche Kontrollen, die aufzeigen, dass zum Beispiel das do-Terra-Produkt „Lemon“ nicht richtig deklariert wurde. Zumindest nicht nach dem geltenden Chemikalienrecht.
Die Redakteurin Sarah Lau hat ihren Beitrag großartig recherchiert, fachkundige Gesprächspartner eingebunden und mutig ihren Finger auf offene Wunden in der Aromaöl-Vermarktung gelegt. Gratulation.
Saskia Etschmaier, Riskanter Duft: Experten warnen vor „Maskenparfum“ (news@orf.at)
Die Aussagen von Christoph Zutz, Experte für Biozide im Umweltbundesamt, sind grundsätzlich nachvollziehbar und richtig. Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, dass ätherische Öle auf Nasen-Mund-Masken eine antivirale oder antimikrobielle Aktivität entfalten. Eine Dauerbeduftung mit ätherischen Ölen ist ebenso gesundheitsschädlich wie in den meisten Fällen direkter Hautkontakt mit unverdünnten ätherischen Ölen. Bei Kindern unter sechs Jahren verbietet sich das auch durch das Risiko eines Stimmritzenkrampfes.
Von Zeit zu Zeit kann man einen Tropfen eines ätherischen Öls an einer Stelle auf eine Maske tropfen, die nicht direkt mit der Haut in Kontakt kommt, und den Duft genießen. Und bei entsprechender Auswahl auch von einem positiven Einfluss auf die Atemwege profitieren. Der Duft verflüchtigt sich schrittweise in etwa einer Stunde. Man sollte dieses Procedere aber auch nur maximal 2x pro Tag wiederholen. Wenn man mit ätherischen Ölen die Abwehrkräfte und die Funktionalität der oberen und unteren Atemwege stärken möchte, bitte zu fachgerechten Inhalationen greifen.
Vielen Dank an die Redakteurin Saskia Etschmaier für das Aufgreifen des Themas und die ausgezeichnete redaktionelle Darstellung.