Aromakongress: 26. und 27.9.2008, Jugendstiltheater, Baumgartner Höhe, Wien
Technologische Fortschritte tragen wesentlich dazu bei, die zellulären und kognitiven Prozesse besser zu verstehen, die dazu führen, dass Düfte unsere Befindlichkeit verändern oder sogar Krankheiten heilen können. Dies genau zu verstehen, ist gerade in der heutigen Zeit, in der wir uns wieder zunehmend der Bedeutung von Düften für unser Leben bewusst werden, besonders wichtig.
Prof. Dr. Dr. Dr. med. habil. H. Hatt, Fakultät für Biologie, Lehrstuhl für Zellphysiologie, Universität Bochum, BRD: „Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren mehr und mehr die zugrunde liegenden molekularen und zellulären Prozesse erarbeitet, die es uns ermöglichen, verschiedene Gerüche selbst in geringsten Konzentrationen wahrzunehmen. Es wurden spezifische Erkennungs- und Verstärkungsproteine entdeckt, die die Natur entwickelte, um die enorme Leistungsfähigkeit des Geruchssinns zu ermöglichen. Bio- und gentechnologische Techniken kombiniert mit modernen bildgebenden Verfahren haben uns neue Einblicke bis auf die molekulare Ebene in die komplexe Welt der Duftwahrnehmung gebracht und bald wird die „künstliche Nase“ Gefahren signalisieren oder den verlorenen Geruchssinn ersetzen können.“
Für die Entdeckung der Geruchsrezeptoren im Detail und der detaillierten Erklärung der Organisation des Geruchssystems erhielten Professor Richard Axel und Professorin Linda B. Buck den Nobelpreis für Medizin 2004.
Ätherische Öle und Einzelduftstoffe gelangen zur Riechzone (Regio olfactoria) im oberen Nasendach und über den Nervus olfactorius mit speziellen Informationsübertragungen in Form von olfaktorisch evozierten Potenzialen (OEP) in zahlreiche Hirnareale.
Limbisches System: affektive Bewertung von Erlebnisinhalten, Auslösung emotioneller und vegetativer Reaktionen, zuständig für Gefühle, Wohlbefinden, Angst, Furcht, sexuelle Gefühle, etc.
Thalamus und Hypothalamus: vegetatives Nervensystem, Blutdruck, Atemregulation, Temperaturregulierung, Steuerung hormoneller Reaktionen
Mittlerweile können wir die zellulären und kognitiven Prozesse, die dazu führen, dass Düfte unsere Befindlichkeit verändern oder sogar Krankheiten heilen können, besser verstehen. Die Bedeutung von Düften für unser Leben wird uns wieder zunehmend bewusst. Außerdem gelang es erstmals, diese Rezeptoren auch außerhalb der Nase auf Spermien nachzuweisen und einen kompetitiven Antagonisten zu finden. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, Phänomenen wie der Adaptation oder der „Geruchsblindheit“ besser zu erklären, zeigen aber auch, dass die Informationsverarbeitung im Riechsystem sehr viel komplexer ist als bisher angenommen.
Hanns Hatt: „Im Buch „Das Maiglöckchen-Phänomen“ habe ich versucht, mein Wissen aus 30 Jahren intensiver Forschung am Riechen, vor allem des Menschen, mit Einbeziehung der neuesten wissenschaftlichen Daten, zusammenzufassen. Mithilfe der Journalistin Frau Regine Dee ist es hoffentlich gelungen, auch wissenschaftlich schwierige Sachverhalte auf für Laien interessante und unterhaltsame Weise zugänglich zu machen.“
Neben den neuesten Erkenntnissen, wie Düfte in den Riechzellen der Nase wahrgenommen, in die verschiedenen Gebiete unseres Gehirns weitergeleitet und dort abgespeichert und verarbeitet werden, geht es im Buch um die Wirkung der Düfte beim Menschen auf verschiedenen Ebenen. Sie können nicht nur Stimmungen, Emotionen und Befindlichkeiten bewusst, vor allem aber auch unbewusst beeinflussen, sie können uns beleben oder beruhigen und längst vergangene Erinnerungen zurückrufen und damit unsere Entscheidungen beeinflussen.
Das Buch beschäftigt sich darüber hinaus mit der Wirkung von natürlichen Aromen und ätherischen Ölen, aber auch mit der chemischen Kommunikation, die über Körperdüfte zwischen den Menschen selbst abläuft. Dies spielt, wie neue Daten zeigen, eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl, bei Sympathie und Antipathie, kann aber auch Angst oder Freude signalisieren.
Ein wichtiger Abschnitt des Buches befasst sich mit dem Maiglöckchenduft, der Spermien zur
Eizelle führt. Inzwischen wurden Riechrezeptoren sogar in Krebszellen gefunden oder in Hautzellen, wo sie für unser Wohlbefinden verantwortlich sind. Düfte können zur Therapie eingesetzt werden. Gefahren durch synthetische Duftstoffe werden ebenso angesprochen wie mögliche Allergien durch zu hohe Konzentrationen. Interessante Kapitel stellen sicher auch die Beschreibung von Aromastoffen im Wein, in Lebensmitteln und die neuesten Ideen zur Entwicklung von Biosensoren dar. Der Riechtest am Ende zeigt jedem Leser, ob er eine „Super-Nase“ oder eher „Normal-Nase“ hat.
Kontakt:
Österreichische Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege (ÖGwA)
E-Mail: wolfgang.steflitsch@chello.at