Limonenreiche Öle wie Clementine, Orange, Zitrone, Grapefruit – sie enthalten als Hauptbestandteil Limonen, aber auch Zirbelkiefer, Latschenkiefer und Kümmel – hier ist Limonen immerhin zu 30% vorhanden – zählen zu den Kopfnoten ätherischer Öle.
Kopfnoten sagt man einen schnellen Wirkungseintritt und eine kürzere Wirkungsdauer nach. (vgl. Stadelmann S.364) Ebenso wird in Fachliteratur auf die geringere Haltbarkeit von monoterpenreichen Ölen hingewiesen. (vgl. Zimmermann, S.32)
Ein Artikel von Dipl.- Chem. Prof. Dr. med. Hellmut Ippen in der Zeitschrift Dermatosen, bringt hierzu einige interessante Detail zu Tage.
Zunächst wird in diesem Artikel der Begriff „Limonen“ definiert und die unterschiedlichen Arten wie l-Limonen, d-Limonen und Alpha-limonen näher beschrieben. Der Autor unterscheidet dabei nicht zwischen synthetischen oder natürlich gewonnenen Molekülen Anschließend werden die Eigenschaften des Moleküls erläutert, wobei dabei besonders auf die Reaktionsfreudigkeit von Limonen mit Sauerstoff eingegangen wird. Die genaue Abfolge sowohl der metabolischen Oxidationsreaktionen als auch der Autoxidation und Photooxidation werden am Schluss des Artikels nochmals beschrieben.
Hier zeigt sich deutlich, wie wichtig eine korrekte Lagerung limonenreicher Öle ist. Beeindruckend ist das genannte Beispiel einer 0,1%igen d-Limonen- Lösung in 50%igen Ethanol die, ohne Luftabschluss bei 20° nach 10 Tagen nur noch 27% des ursprünglichen Limonengehaltes nachweist. (vgl. Ippen, S.20)
Ippen beschreibt weiters das Vorkommen von Limonen. Neben dem bekannteren Vorkommen in Pflanzen, wird auch der interessante Aspekt über die Vorkommen in der Außenluft und der Innenraumluft erwähnt.
Limonen dürfte über Acker –und Waldflächen die wichtigste flüchtigste Substanz überhaupt sein, während es über Siedlungen und Straßen bei Messungen regelmäßig nur an 4. Stelle steht. (vgl. Ippen, S.21)
Ebenso beeindruckend ist die Information über die Verwendung von Limonen, das wegen seines guten Lösungsvermögen und vor allem wegen seines angenehmen Geruch sowie der fast völlig fehlenden Mischbarkeit mit Wasser bei mittlerer Flüchtigkeit für eine Vielzahl von Verwendungszwecken dient. So werden Parfüms, Kosmetik und Lebensmittel ebenso genannt wie Lacke, Druckereien, Reinigungsmittel , Möbelpolituren und Klebstoff. (vgl. Ippen S.22).
Von besondere Bedeutung für die Anwendung ätherischer Öle scheinen auch die Absätze über Hautpenetration und Kinetik zu sein:
Limonen wird über den Atmungstrakt rasch aufgenommen, wobei der Verteilungs-Koeffizient zwischen Luft und Flüssigkeiten, z.B. Blut eine entscheidende Rolle spielt. Die Aufnahme über den Gastrointestinaltrakt und die Haut sind weniger ausgeprägt.
Während bei Einatmung von 10mg/m³ Limonen bei einer Belastung von 50W die Blutkonzentration steil auf 0,65 μmol/L Blut ansteigt und nach 2 Stunden Expositionsdauer ihren Höchstwert von 1,2μmol/L Blut erreicht und nach weiteren 2 Stunden auf etwa 0,5μmol/L Blut absinkt, fanden die Forscher bei der dermalen Anwendung (Eintauchen einer Hand in unverdünntes d-Limonen unter einer belüfteten Maske) ein langsameres Ansteigen der Konzentration im Kapillarblut bis auf o,1 μmol/L Blut. Dieser Wert blieb über 2 Stunden nach Exposition offenbar im Gleichgewicht mit dem in Körperlipiden gespeicherten Limonen konstant. (vgl. Ippen, S.22)
Weiters wird eine Studie erwähnt, bei der Limonen während körperlicher Belastung von 50W eingeatmet wurde. Nach der Exposition wurde die Ausscheidung von Limonen beobachtet. Dabei stellte sich heraus, dass etwa 1% unverändert abgeatmet wurden und 0,003% über den Urin ausgeschieden wurden. Laut Autor deutet dies auf eine Anreicherung des d-Limonens im Fettgewebe hin. Weitere Messungen ergaben, dass nach zweistündiger Einatmung von 450mg/m³ Limonen erst nach drei Tagen die Ausscheidung beendet ist. (vgl. Ippen S.22-23). Dies verdeutlicht, dass der allgemeine Satz „weniger ist oft mehr“ auch in der Aromapflege und Aromatherapie Gültigkeit hat. Nicht zu viele Anwendungen in kurzer Zeit und eine sorgsame Dosierung müssen den Leitsatz im Umgang mit ätherischen Ölen bilden.
Ippen beschreibt weiters einen Versuch von Hotchkiss et al. mit menschlicher Vollhaut, bei der nach offener epikutaner Exposition von 0,2 bis 18,1mg/cm² d-Limonen nach 72 Stunden eine Resorption von 3,1 bis 63,6% gemessen wurden. Diese Resorption wurde durch Okklusion nicht verstärkt. (vgl. Ippen S. 22).
Der Autor betont in diesem Zusammenhang die Verwendung von Limonen als Penetrationsbeschleuniger für transdermale Arzneimittelsysteme, deren Wirkung auf eine Veränderung der Hornschichtlipide, jedenfalls auf einer Schädigung der Hornschichtstruktur, evtl. auch tieferer Hautschichten beruhen (vgl. Ippen S.22)
Gerade diese letzten Beispiele zeigen, wie bewusst unser Umgang mit ätherischen Ölen sein muss. Nicht nur Befindlichkeit, Persönlichkeit und Duftvorlieben sind bei der Auswahl entscheidend, wir müssen auch die physischen Aspekte wie Körpergröße, Körpergewicht, Fettanteil etc. berücksichtigen.
Immer wieder zeigt sich, dass gerade in der Aromapflege und Aromatherapie nicht ein einheitliches Schema zur Behandlung von Störungen oder zur Förderung des Wohlbefindens sinnvoll ist, vielmehr muss der Mensch in seiner Ganzhiet und seiner Individualität im Vordergrund stehen.
Autoren
- Lisa Marenitz, Pflegeexpertin in Phyto- und Aromapflege
- Frieda Haller, DGKS
- Margit Partoll, akad. Pflegeberaterin
- Irene Höss, DGKS
Quellennachweis:
- Ippen, Dipl.chem. prof. Dr. Hellmuth(1998), Limonen, Teil I: Allgemeines – Vorkommen – Penetration- Kinetik – Metabolismus, Zeitschrift Dermatosen 46, Heft 1
- Werner Monika, Braunschweig Ruth (2006), Praxis Aromatherapie. Grundlagen – Steckbriefe – Indikationen, Haug: Stuttgart
- Stadelmann Ingeborg (2001), Bewährte Aromamischungen, Mit ätherischen Ölen leben- gebären -sterben, Stadelmann-Verlag: Kempten
- Zimmermann Eliane (2006), Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe, Das Kursbuch zur Aromapraxis, 3. völlig überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag:Stuttgart